Stuhlkreise, eine weiße Flasche und ein schneller Schnurres…

Langdistanz (60 km, 1800 hm)


„LINKS!“ Ruft die orangene Baggy hinter mir. Wenn links Platz wäre, würde ich selbst vorbeifahren, entgegne ich ihm leicht mürrisch und sehe ihn auch schon links in der Wiese an mir und dem restlichen Knäul vorbeirumpeln. Hast schon recht, denke ich, in knapp 58 Kilometern ist das Rennen vorbei.

Ganz zufrieden bin ich mit meinem Start nicht. Aber der beruhigende Klang des Senioren Metronoms hält mit zunehmender Anzahl an Rennen wieder Einzug in meinen Körper. Souverän überhole ich das Knäul auf der Kuppe, fahre Bergab die Lücke wieder zu , reihe mich hinter Teamkollege Christian ein und beobachte wie die Baggy aufgeregt weitere Plätze gut macht. Noch 55 Kilometer.

Als es das zweite Mal „die Leu“ hochgeht sehe ich Andrès Gruppe und verkürze den Abstand so, dass ich in der Abfahrt nur noch dran rollen muss. Einzig die Flowverwirbelungen, die von Matthias Schoenmann Finks unrasierten Beinen und dem unfrisierten Schnurres von Günni ausgelöst werden verhindern, dass ich im Flachstück um die Felder nicht in den Genuss einer großen Gruppe komme.

„Scheiße Birgit, die weiße! D I E   W E I S S E!!!“ Flaschenmädchen Mona wird Zeuge, wie ein Fahrer sich über die, in seinen Augen, wohl etwas zu lasche Attitüde seiner Ehefrau echauffiert. Mona, die nur aufgrund räumlicher Nähe ihrer Wohnung, ihrer Schwester Marga einen Gefallen tun wollte, hat jetzt Druck. Richtig Druck.

So wie ich. Nacheinander treffen mehrere Whatsapp Nachrichten von Annika auf meinen Wahoo ein. Die erste „35er Gesamt“. Die zweite, „6ter Altersklasse“. Etwa eine Minute später, die dritte. „Ida fragt, warum nur sechster?“ Metronom hin oder her - wenn ich hier weiter rumpimmel, redet Ida Montagabend nicht mehr mit mir, weil sie im Stuhlkreis sagen musste, ihr Papa sei sechster geworden. Erstklässler mögen keine sechsten Plätze.

Ich muss den Druck dringend auf’s Pedal kanalisieren und fange damit an, die ersten Plätze gutzumachen. Entgegen ihrer Befürchtung läuft es auch bei Mona. Sie verwechselt nicht die Flaschen mit Bananen. An den Anstiegen sehe ich, wie Andrè sich immer mal wieder umdreht. Ich wittere seine Angst. An meinem Hinterrad hängen Günni und Harry – eine Namenskombination, die es so auch in die Drehbücher von „auf Achse“ geschafft hätte.

Letzter Anstieg. Harry zieht vorbei. Nach siebeneinhalb Minuten komme ich mit 2-3 Sekunden Vorsprung auf Günni aber gut 10 Sekunden Rückstand auf Harry oben an. Das müsste eigentlich reichen denke ich mit Blick auf die Flowverwirbelungen von Runde 1.

Das Finale. Erst durch eine Weinbergszeilen dann über Wiesenholperwege. Immer wieder 90 Grad Kurven. Ich fahre großes Blatt. Etwas was ich kann. Harrys Vorsprung schrumpft. Etwas überrascht bin ich, als sich Günnis Schnurres an meinem vorbeidrückt. Das Gesicht um den Schnurres ist rotblau und wirkt entschlossen. Denne krinn mir noch, saarlännerd er und lässt anschließend einen Urschrei los. OH MANN! Ich bleibe an seinem Hinterrad, setze auf dem Eventgelände zum Sprint an, bin im falschen Gang und werde 22ter. Nach 2 Stunden und 43 Minuten eine halbe Sekunde hinter dem verdienten Sieger meiner Altersklasse.




















SAU GUTES FINISH! Ich hatte lange nicht mehr solch einen Spaß. Glückwunsch Günni!!!

Andrè war eine Minute früher im Ziel und starker 17ter (6. AK). Andrè und Marga konnten ihre Rennen leider nicht beenden.


Danke an alle, die die Equipe dieses Wochenende unterstützt haben, aber vor allem Manu für den besten Platz, an dem unser Wohnwagen jemals stand, Dusche und Kaffee.




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