Bahnreisen, Pac Man und Killing in the Name…

Ultradistanz (100 km, 2200 hm)


„Soll das unser Renntempo sein?“ Unzufriedenheit macht sich breit auf den hinteren Plätzen des Ciclista Express Daun Deudesfeld. „Die 3 muss stehen“ rufe ich mit stoischem Blick auf meinen Wahoo. „Hier stehen aber 360!“ zickt einer der Fahrgäste. Ich tippe auf Matthias. Fühlt sich auch so an, denke ich, und erinnere mich sogleich daran, dass ich noch den Leistungsmesser kalibrieren wollte.

Froh darüber, es diesmal immerhin aus den Aufwärmklamotten geschafft, eine funktionierende Bremse am Rad zu haben und mit Matthias und Andrè 2 Teamkollegen in der Gruppe zu haben beschließe ich, mich durch dieses Fauxpaschen nicht aus der Bahn werfen zu lassen und stimme dem Vorschlag zu, den anderen beiden die Tempo Arbeit am Berg zu überlassen.

Beim Passieren des Maarsattels kommt wieder etwas Hektik in der Reisegruppe auf. Diesmal im Speisewagen. Mein Vater, erstmalig mit der schweren Bürde der Verpflegung unserer Meute betraut, gibt den Boardkellner. Zu dritt kommen wir auf ihn zu und bekommen alle die verlangten 2 Flaschen, als hätte er nie was anderes gemacht. 5 Flaschen finden sogleich den Weg in die Flaschenhalter und eine landet im Dreck. Ich lasse meine fallen, während Andrè demonstriert, wie es geht und an mir vorbeizieht. 
























Meinen Vater zu fragen, ob er seinen 41-Jährigen Sohn und seinen Freunden beim Fahrradrennen Flaschen reichen könne, kostete mich einiges an Überwindung. Als Kind der 80er gehöre ich zu jener Generation, die zwar schon mit Errungenschaften wie Nutella und Comodore 64 aber noch ohne 24 Stunden Rundumversorgung unserer Eltern aufgewachsen sind. Erziehung lief damals eher so nebenher und nicht gemeckert galt noch als Lob. Niemals würde ich die Flasche liegen lassen. Ich springe vom Rad, hebe sie auf und fahre den anderen hinterher. Dafür ein Lob vom Papa (er sagt nichts).


















Als wir bei Kilometer 60 die Landstraße passieren gebe ich einmal mehr den Leitwolf und skandiere „NACH-DER-RECHTS-VOLLGAS-DURCH-DEN-LINKSKNICK-DA-KOMMT-DIE-WIESE“. Die Wiese. Ein von Kuh-Hufen und Fladen malträtiertes wandsteiles völlig lieblos in die bis dahin sich allenfalls mit mittelschweren und eher kurzen Anstiegen gespickte Topografie geworfenes Teilstück in der Nähe von Weidenbach. Man fährt sie am besten mit Schwung. Noch besser, mit viel Schwung. Wer hier auf Sicht fährt und den Pfeil vielleicht auch noch zu spät sieht, parkt. So wie Peter. Als Freund der Kurzstrecke nicht mit dem Wissen um dieses Teilstück und, wie im Interview am Start bekundet, von einem beim Firmenlauf am Vortag zugezogenen Muskelkater, ausgestattet, parkt er vor uns in der Senke. Wie eine Horde blau-pinker Pac-Mans fallen wir über das grau-blaue Gespennst her, Andrè verleibt sich seine verbliebenen Restwatt ein und wir sehen ihn erst wieder als wir beim Falafel Sandwitch beim örtlichen Dönerladen sitzen. Er wurde von uns gepacmant.















Nach etwa 2,5 Stunden, lässt Matthias reißen. Als wir nach 3 Stunden in den Verkehr der Kurzstrecken kommen, reißt Andrè eine Lücke, die ich nicht mehr zufahren kann.

Am Mäuseberg, dem letzten steilen Anstieg, dröhnt Killing in the Name aus zwei Musikboxen wie man sie von Festivals kennt. Ulli und Alfons brüllen mich abwechselnd an. Nur um das einzuordnen. Ich betreibe eine Randsportart. 30 Mann am Streckenrand, ein neben mir herlaufender Moderator auf der einen und ein mit Smartphone filmender im Pickup fahrender Organisator auf der anderen Seite – dazu mein Musikwunsch. Das ist wie ein vollbesetztes Maracana, das Wimbledon Finale und der Silverstone GP in einem. Trotz alle dem. Ich kann nicht mehr, jede Kurbelumdrehung tut weh. Ich versuche hier einigermaßen Haltung zu waren. „Stellt euch nicht so an“ befehle ich meinen Beinen. And now you do what they taught ya.


Nach 4:06 erreiche ich als Gesamt 20ter und zweiter meiner Altersklasse das Ziel. Andrè hat noch gut 5 Minuten herausfahren können und finished auf 14. Matthias kommt wenig später als 24ter rein.


Auf der 85 Kilometerrundeschafft es Lea auf Platz 2 der Damenwertung und Christian finishe ebenfalls stark auf der 65 Kilometer Strecke.


Es hat wieder einmal richtig Spaß gemacht. Herzlichen Dank an inMEDIA,Eifelbike und das gesamte Orga- und Helferteam des Vulkanbike Marathon & Trailpark Vulkaneifel. Ihr ward letztes Jahr vorreiter mit Eurem Corona Konzept das seither vielen als Beispiel gedient hat und habt auch dieses Jahr, trotz aller Schwierigkeiten, ein super schönes Event auf die Beine gestellt.

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